Schon
vor der heutigen Bergetappe scheint bei der Tour de France alles
entschieden. Der Brite Bradley Wiggins unterstreicht sowohl im
Vorgebirge, als auch beim Einzelzeitfahren seine Favoritenrolle und
düpiert dabei seine Konkurrenten. Der Toursieg wäre sein größter
Erfolg seit 2008. Damals gewann er Gold in Peking - allerdings auf
der Bahn.
Wenn
man am ersten Ruhetag schon von einer perfekten Tour sprechen kann,
dann wohl in diesem Jahr. Der Brite Bradley Wiggins fährt bislang
eine makellose Rundfahrt, die ganz nach dem Geschmack seiner
sportlichen Leitung sein dürfte. Beim Prolog setzte er ein erstes
Ausrufezeichen, hielt sich in der ersten Tourwoche aus den
zahlreichen Stürzen im Hauptfeld heraus und auf der ersten
Bergetappe mit Zielankunft in den Vogesen, bewies er seine
Kletterqualitäten und fuhr zeitgleich mit Mitfavorit und
Vorjahres-Sieger Cadel Evans über die Ziellinie. Was dann im
Einzelzeitfahren am vergangenen Montag folgte, war eine Demonstration
seiner unvergleichbaren Tempohärte. Überlegen sicherte sich Wiggins
den Tageserfolg und nahm Evans 1:43 Minuten auf 41,5 Kilometern ab.
Mit einem ordentlichen Zeitpolster und der Aura des „Unbesiegbaren“
geht der in Gent (Belgien) geborene Kapitän des britischen Sky Pro
Cycling-Teams nun in die Alpen.
Daran
hätte er vor ein paar Jahren wohl nicht einmal im Traum gedacht.
Denn Wiggins kommt vom Bahnradsport. Im Velodrom dekorierte er sich
mit den bedeutendsten Titeln. Drei olympische Goldmedaillen, eine
silberne und zwei bronzene. Dazu sechs Weltmeistertitel, zwei zweite
Plätze und ein dritter Platz. Schon in jungen Jahren hatte er fast
alles erreicht, was ihm zum Verhängnis wurde. Nach seinem
Olympiasieg 2004 in Athen verfiel er dem Alkohol. Sechs Stunden am
Tag tat er nach eigenen Angaben nichts anderes, als Bier zu trinken.
Erst die Geburt seines Sohnes half ihm wieder auf die Beine und
schließlich wieder aufs Rad.
Im
Jahr 2009 entschied er sich gegen das hölzerne Rund und wechselte
auf die Straße. Konsequente Gewichtsreduzierung und gezieltes
Training auf langen Bergpässen machten ihn in nur kurzer Zeit zu
einem der besten Kletterer im Feld.
Nach
dem bitteren Tour-Aus im letzten Jahr, als Wiggins sich bei einem
Sturz das Schlüsselbein brach, möchte er dieses Jahr den ganz
großen Coup. Die Chancen stehen so gut wie wohl bei keiner Tour
zuvor, denn Wiggins ist nach seinem Triumph bei der
Vorbereitungsrundfahrt Critérium du Dauphiné zweifellos in Topform.
Zudem hat er mit Christopher Froome einen absoluten Edelhelfer zur
Seite, der momentan Rang drei der Gesamtwertung belegt und den
Kletter- und Zeitfahrkünsten seines Kapitäns in kaum etwas
nachsteht. Am vorletzten Tag steht außerdem noch ein langes
Einzelzeitfahren auf dem Plan, welches nach vergangenem Montag wohl
ganz nach dem Geschmack des tempoharten Ex-Bahnradfahrers sein
sollte. Der Sieg bei der diesjährigen Tour wird also nur über
Bradley Wiggins gehen.
von
Jonas Docter
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